1. Tag: Durch das Wirken des Heiligen Geistes
2. Tag: So, wie es der Engel ihm empfohlen hat
3. Tag: So zog auch Josef hinauf nach Judäa
4. Tag: Sie fanden Maria, Josef und das Kind
5. Tag: Man gab ihm den Namen Jesus
6. Tag: Ein Licht, das die Heiden erleuchtet
7. Tag: Zeichen des Widerspruchs
8. Tag: Flieh nach Ägypten
9. Tag: Rückkehr nach Nazaret
10. Tag (Danksagung): Im Haus des Vaters
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1. Tag: Durch das Wirken des Heiligen Geistes
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. (Mt 1,18-19)
Edel und barmherzig
Mit voller Klarheit spricht der Evangelist über die Umstände bei der Empfängnis Jesu: Maria ist schwanger „durch das Wirken des Heiligen Geistes“ und der Vater ist Gott selber. Es soll hier nicht um die Klärung gehen, wie das genau geschehen ist. Als Maria den Engel um nähere Auskunft darüber bat, hörte sie nur: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1,35). Die Antwort des Engels erklärt nicht die biologischen Umstände, aber sie macht darauf aufmerksam, dass Gott selbst eingreifen wird um in Maria und zusammen mit ihr sein Werk zu vollziehen…
Der hl. Josef weiß von all dem noch nichts. Die allgemeine Erfahrung und der Menschenverstand weisen zunächst nur darauf hin, dass ihm wohl durch seine junge Ehefrau ein großes Unrecht zugefügt worden war. Nach der Trauung lebte sie – wie üblich – noch ein paar Monate bei ihren Eltern. Sie waren noch nicht zusammengezogen – und doch erwartet sie offensichtlich schon ein Kind! So sehr hat der hl. Josef vorher seiner Verlobten vertraut und ihre Bescheidenheit und Reinheit geschätzt – umso stärker erlebt er jetzt Enttäuschung und Niederlage… Eheliches Leben hat für ihn so keinen Sinn mehr. Er will seine Familie nicht auf dem Fundament der Unreinheit und Untreue aufbauen.
Josef leidet ungeheuer, aber gerade in der Erfahrung dieses Leidens wird seine innere Kultur deutlich, der Adel seines Herzens: Er will sich nicht rächen – weder durch das Gesetz noch durch Gerede in nachbarschaftlicher Vertrautheit. Er hätte sie durch solche Gerede bloßstellen können und das strenge Gesetz sah sogar Steinigung vor…!
Seine biblische „Gerechtigkeit“ besteht darin, dass er es vorzieht, eher selber zu leiden, sich im Stillen zurückzuziehen, um auf diese Weise gerade jene Person maximal zu schonen, die ihm so viel Leid zugefügt hat. Es siegen in ihm Edelmut und Barmherzigkeit, und diese Tugenden bereiten ihn auf den Empfang neuer Gnaden vor…
2. Tag: So, wie es der Engel ihm empfohlen hat
Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns“. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. (Mt 1,20-24)
Offen und bereit
So wie Josef leidet, tut es auch Maria, aber sie leidet wegen seines Leidens, und kann ihm doch nicht helfen. Sie muss so lange warten, bis Gott selber diese Situation aufklärt… Josef ist gehorsam. Wie das geschehen konnte, versteht er ebenso viel und so wenig wie Maria – das heißt nichts. Das Bewusstsein, dass Gott seine Pläne mit ihm hat, muss ihm genügen. Und das genügt ihm auch! Er nimmt seine neue Berufung an.
Seine menschlichen Vorstellungen und Träume sind nicht mehr so wichtig. Er fragt nicht, ob er sich in dieser neuen Aufgabe verwirklichen kann, ob er glücklich sein wird, ob es ihm leicht fallen wird, ob er es schaffen wird und ob es sich überhaupt lohnt… Im Angesicht dieses klaren Wunsches Gottes sind solche menschlichen Bedenken und Kalkulationen nicht mehr am Platz. Wenn Gott einen Dienst erwartet, dann ist nur ein Wort angemessen: Ja. Sobald Josef seinen Auftrag versteht, nimmt er die Berufung an und reagiert sofort: „Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte“.
3. Tag: So zog auch Josef hinauf nach Judäa
Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. (Lk 2,1-7)
Pflichtbewusst und geduldig
Vom einstigen Ruhm eines königlichen Hauses hat man in der Familie Josefs seit langem nichts mehr gemerkt. Nach der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil ließ sich ein Teil des Geschlechtes Davids in Galiläa nieder – weit vom Zentrum des Volkes Israel in Jerusalem. Die Menschen sind einfache Bauern und Handwerker geworden. Aber das Bewusstsein der Herkunft und die Würde der Erwählung lebt tief verwurzelt weiter in ihnen – vor allem die Erwartung des Messias. Ihr Herz schlägt im Jerusalemer Tempel, und ihre Heimat ist Betlehem, die Stadt Davids.
Es fällt nicht leicht, den Befehl der Besatzungsmacht anzunehmen. Eintragung der Bewohner in die Steuerlisten – das dient doch neuen Steuern! Außerdem wird Maria in nächster Zeit entbinden. Warum muss man diese Formalitäten ausgerechnet im fernen Betlehem erledigen! Aber vermutlich hoffte man in Betlehem Gastfreundschaft und Unterstützung von der Verwandten oder Bekannten zu erhalten. Josef erlebt aber auf der Suche nach einem Quartier eine Enttäuschung nach der anderen: alles besetzt!
Doch Josef verzweifelt nicht. Die Geduld Marias, die alle Strapazen ohne Jammern erträgt, hilft auch ihm auf der Suche nach einer Notunterkunft. In einer Grotte findet sich zwischen Tieren ein bescheidener Platz für den König der Könige. Josef klagt nicht. Er bewahrt die Geduld und den Frieden des Herzens – ein Geheimnis seines Edelmuts – kostbarer als die Pracht und der Ruhm der Paläste seiner königlichen Ahnen…
4. Tag: Sie fanden Maria, Josef und das Kind
Als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. (Lk 2,15-18)
Fürsorglich und abwartend
Was für einen Kontrast erlebten doch die Hirten! Auf dem Feld sahen und hörten sie Engelchöre. Diese einfachen Menschen, die außerhalb der Stadtmauern und fern von den vielen Gesetzesvorschriften lebten – ausgerechnet sie empfingen vor allen anderen die Botschaft von der Geburt des Messias! Aber der Engel führt sie nicht zum Ort des Geschehens. Sie müssen selber auf die Suche gehen, selber entdecken, selber glauben… Die Erkennungszeichen des Messias sind eine Futterkrippe und Windeln – Einfachheit und Normalität.
Da gibt es keinen Christbaum und man hört auch keine Engel mehr. Alles ist so normal – und doch so anders. Der Friede und die Freude, die Stille und das Glück um dieses Kind, die Reife einer so jungen Mutter und die Würde dieses dienenden Vaters – all das verbreitet noch mehr Glanz und ergreift noch mehr als die Chöre der Engel.
Hier erfährt man die Gegenwart Gottes – hier können sie davon erzählen, was sie auf dem Feld sahen und von den Engeln hörten. Niemand lacht, weder die Eltern, noch die Menschen, die aus Neugierde kamen, oder auch um zu helfen: „Alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde“ – auch Josef. Er weiß zwar viel mehr als die Gäste, aber er gibt keinen Kommentar. Er sammelt still die Nachrichten und beobachtet das Wirken Gottes.
5. Tag: Man gab ihm den Namen Jesus
Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde. (Lk 2, 21)
Gehorsam und treu
Josef war „Vater in Stellvertretung“, also der Ziehvater Jesu. Ihm kam die Ehre und die Mühe, die Pflicht und das Recht der Vaterschaft zu. Eine der ersten Aufgaben, gemäß Tradition und Gesetz, war für ihn die Feier der Beschneidung des Sohnes, zusammen mit der Namensgebung. Während die Beschneidung das Eintreten in Israels Bund mit Gott bedeutet, betont die Namensgebung mehr die Würde des Vaters. Durch die Beschneidung wurde das Leben jeder Familie Gott geweiht, was auch zur Einhaltung der Gesetze verpflichtete. Die Namensgebung drückt mehr die Freude und das Recht des Vaters aus, dem Kind den Namen zu geben – den eigenen oder den eines nahen Verwandten.
Josef organisiert ohne Zögern den Ritus der Beschneidung dessen, der nach dem Gesetz und in der öffentlichen Meinung sein erstgeborener Sohn ist. Einerseits spürt er, dass es eigentlich nicht nötig wäre dieses Kind Gott zu weihen. Andererseits weiß er, dass es jetzt darauf ankommt, „die Gerechtigkeit“ zu erfüllen (Mt 3,15). Deshalb hält er sich an das Gesetz und die Bräuche Israels. Aber auf das väterliche Privileg der Namensgebung verzichtet er. Der wahre Vater des Sohnes Mariens hat den Namen schon durch den Engel genannt: „Ihm sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1,21). Nicht nur die Herkunft des Namens, sondern auch seine Bedeutung bestätigt, dass Jesus also nicht „der Sohn des Zimmermanns“ (Mt 13,55) aus Nazaret ist. Dieser aber erfüllt treu seine Pflicht gegenüber seinem Pflegesohn.
6. Tag: Ein Licht, das die Heiden erleuchtet
Als sich für sie die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.
Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. (Lk 2,22-32)
Opferbereit und fromm
Das Evangelium betont noch einmal die Frömmigkeit und die Treue des hl. Josef gegenüber dem Gesetz des Mose. Jesus, der erstgeborene Sohn der Familie, galt als Eigentum Gottes, weil bei der Befreiung Israels aus der Sklaverei Ägyptens die Erstgeborenen der Ägypter alle starben, während die israelitischen Erstgeborenen – durch das Blut des Lammes an den Türpfosten – verschont wurden. Durch ein rituelles Opfer mussten sie deshalb symbolisch von Gott wieder „zurückgekauft“ werden. Das geschah bei der Darstellung im Tempel vierzig Tage nach der Geburt. Auf diese Weise blieb sich Israel bewusst, dass das ganze Volk ein besonderes Eigentum Gottes war, im Dienste des erwarteten Messias, des Erlösers des Volkes Israel und der ganzen Welt.
Bei dieser Gelegenheit begegnen sich zwei „Gerechte“ Israels. Der greise Prophet Simeon erkennt unter Einfluss des Heiligen Geistes das Geheimnis dieser Familie. Voll Freude nimmt er das Kind in seine Arme und lobt Gott für den Trost Israels, der als ein Licht leuchten wird für die ganze Welt.
7. Tag: Zeichen des Widerspruchs
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden. (Lk 2,33-35)
Mutig und demütig
Maria und Josef erfahren viel Rätselhaftes in ihrem Leben. Von Anfang an verbanden sich mehr Geheimnisse als Erklärungen miteinander. Jedes neues Licht erforderte einen tieferen Glauben. So war es auch im Tempel, bei der Begegnung mit dem Propheten Simeon. Anfangs spielte Josef die erste Rolle in der Zeremonie mit den Priestern. Die Worte Simeons, besonders an Maria gerichtet, erinnern ihn jedoch daran, dass seine Aufgabe in der Beziehung zu Jesus eine andere ist als die der Mutter des Erlösers. Er ist der Schützer und Ernährer von Mutter und Kind. Er soll leiten und wird zusammen mit der Mutter auch den Sohn Gottes erziehen. Diese große Aufgabe fordert nicht nur viel Mut, sondern auch Demut. Josef muss nicht nur offiziell auf dem ersten Platz stehen können, als Haupt der Familie, manche Situationen erfordern von ihm eher, dass er auf die Seite tritt und Maria den Vorrang lässt.
So war es auch in dem Augenblick, als Simeon seine Worte an Maria richtete. Der Prophet erklärte ihr, dass Jesus nicht nur ein Zeichen des Widerspruchs sein würde, sondern dass auch ihr Herz von einem Schwert durchbohrt werden würde. Josef ist ganz nah. Sein Schweigen ist nicht passiv. Sein Glaube und die Treue vertiefen seine Bereitschaft zum Dienen. Seine demütige Gegenwart gibt Maria Mut und Kraft.
8. Tag: Flieh nach Ägypten
Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten“. Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen“. (Mt 2,13-15)
Zuversichtlich und ausdauernd
Vor der Geburt Jesu musste Josef in Betlehem Ratlosigkeit, Demütigungen und materielle Nöte erleben. Der Angst-Befehl des Herodes erfordert noch viel mehr: Flucht vor den Mördern, Gefahren in den Nächten, Wüsten und durch Banditen…, ein fremdes Land, fremde Sprache, fremde Bräuche…, knappe Lebensmittel…, – all das und noch viel mehr Nöte werden zum täglichen Brot. Soviel wie nur möglich fängt der hl. Josef auf, um Mutter und Kind zu schonen. Maria jedoch spürt die Nöte des hl. Josef. Wir wissen nicht, ob ihre Versuche, Josef zu trösten, ihm wirklich halfen oder vielleicht seine Sorgen noch vertieften. Nur das Vertrauen auf Gott schenkt ihm Frieden und Licht. Auch heute noch ist das Leben in der Fremde nicht einfach, aber in der antiken Welt war so ein Leben nicht weit von der Sklaverei entfernt.
Für Jesus und Maria, für ihre Sicherheit, nimmt der hl. Josef alles auf sich – so lange es nötig ist. Durch die Ausdauer besteht seine Treue die Prüfung. Sie ist das Siegel seiner Liebe und der Beweis seines Glaubens. Ähnlich wie das Volk Israel in der Wüste seine Beziehung zu Gott reinigen und vertiefen musste, so sollte auch der hl. Josef auf der Flucht nach Ägypten seinen Glauben und sein Vertrauen auf Gott noch vervollkommnen.
9. Tag: Rückkehr nach Nazaret
Als Herodes gestorben war, siehe, da erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum und sagte: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot“. Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus anstelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden. (Mt 2,19-23)
Klug und bedacht
Der hl. Josef vernimmt wieder durch einen Engel im Traum einen Befehl von Gott – so wie in allen entscheidenden Augenblicken seines Lebens. Auf diese Weise erkennt er immer wieder den Willen Gottes. Das ist sein Charisma, seine besondere Gabe und Aufgabe. Und doch ist diese Weise, den Willen Gottes zu erkennen, auch für den hl. Josef etwas Besonderes. Sicherlich bedeutet diese Gabe nicht, dass er selber nicht mehr denken, überlegen und entscheiden müsste. Deutlich zeigt das die Rückkehr aus Ägypten.
Als Josef durch den Engel die Nachricht vom Tod des König Herodes bekam, wollte er zunächst in Judäa wohnen und arbeiten, nahe Jerusalem (vielleicht bei den Verwandten in Betlehem oder in der Nähe). Die Nachrichten über den gefährlichen Nachfolger des Herodes führen ihn jedoch den Weg zurück in das entfernte, aber eher sichere Nazaret. Josef ist vernünftig und benützt auch seinen eigenen Kopf, um den Willen Gottes zu erkennen.
In Nazaret erwartet die Heilige Familie ein sehr einfaches Leben auf dem Land: Arbeit in der Werkstatt, zum Unterhalt von Frau und Kind. Aber diese Jahre in Nazaret sind erfüllt von Frieden und Glück. Wertvoller als Wohlstand ist die Einheit in der Familie. Wichtiger als jede Bequemlichkeit der Stadt sind Freundlichkeit und Glück gegenseitiger Liebe.
10. Tag (Danksagung): Im Haus des Vaters
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm.
Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: „Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“. Da sagte er zu ihnen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. (Lk 2,41-51a)
Verantwortlich und entschieden
Wenn man auf die tiefe Eintracht und Hochachtung, die Treue und Liebe zwischen Maria und Josef schaut, kann man den Eindruck gewinnen, dass das Leben der Heiligen Familie aus Nazaret nur ein kleines Paradies war. Es gab aber auch Probleme. Z. B. forderten sicher auch die Pflege der Gesundheit und die nachbarschaftlichen Beziehungen das Ihre… Aber auch die Aufgabe der Erziehung stellte den Vater vor ungewohnte Situationen und Fragen. Das zeigt besonders der Zwischenfall bei der Rückkehr von der Wallfahrt nach Jerusalem, als Jesus zwölf Jahre alt war.
Missverständnisse und Erziehungsprobleme mit den heranwachsenden Kindern müssen keine Sünden sein. Wenn die Kinder sich von den Eltern trennen, dann tut es immer weh und für die Eltern ist es nie einfach, in den Kindern eine neue, größere, unbekannte Berufung anzuerkennen.
Maria gibt den großen Schmerz der suchenden Eltern zu bedenken und der heranwachsende Sohn erinnert daran, dass sein wahrer Vater ein Vorrecht auf ihn hat. Und beide haben Recht! Alle Eltern müssen ihre Kinder loslassen und die Kinder müssen lernen, dass sie nicht durch das Greifen nach dem, was am meisten Spaß macht, frei und glücklich werden, sondern durch die ehrliche Suche nach dem Willen Gottes.
Der hl. Josef spricht nicht viel, aber es ist seine mit Maria abgestimmte Entscheidung, dass der Sohn nach Nazaret zurückkehrt: Er darf nicht in der Tempelschule studieren, sondern muss in der abgelegenen Provinz-Werkstatt das Bau-Handwerk erlernen. Und Jesus ist gehorsam. Er kehrt mit seinen Eltern zurück, denn sein eigentliches Daheim ist nicht ein Gebäude aus Steinen, sondern die göttliche Liebe, die im Willen des Himmlischen Vaters zum Ausdruck kommt – jetzt besonders häufig durch den hl. Josef.