- Fragmente aus dem Leben des hl. Philipp Neri
- Gebet, Hymnus, Novene
- Vortrag über Heilung und Befreiung beim hl. Philipp Neri
Fragmente aus dem Leben des hl. Philipp Neri
Siehe Fragmente aus dem Leben des hl. Philipp Neri
Gebet, Hymnus, Novene
Gebet zum hl. Philipp Neri
Heiliger Philipp Neri, wir schauen auf dich und lobpreisen Gott für deinen Humor. Im Vertrauen auf deine Fürbitte rufen wir zu dir:
Lass uns zusammen mit dir immer wieder lachen über menschliche Eitelkeit, über falschen Ehrgeiz und Stolz – besonders bei uns selber!
Lass uns vielmehr suchen, was echt, schlicht und bescheiden ist, damit uns wahre Demut bereitmachen kann, einzig aus Liebe und für die Liebe zu leben!
Lass uns wie du alles Gute und Schöne, alles Kunstvolle und Liebenswürdige… erkennen und anerkennen, annehmen und einsetzen für den Aufbau des Reiches Gottes!
Wir danken für deine Güte und Geduld bei aller Nüchternheit, für den Mut, gegen den Strom zu schwimmen, nicht verstanden, ja ausgelacht zu werden.
Zusammen mit dir wollen wir immer wieder die von Gott erfüllte Einsamkeit suchen, damit wir der Einheit und Erneuerung von Kirche und Welt fröhlich und wirksam dienen können. Amen.
Hymnus
Novene
Diese Novene lehnt sich an jene an, die der hl. John Henry Newman verfasst hat. Das gilt vor allem für die Auswahl der Themen und der Beispiele für die Tugenden und Charismen des hl. Philipp.
1. Tag – Demut und Bescheidenheit
Wort Gottes:
Wenn es also Ermahnung in Christus gibt, Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, herzliche Zuneigung und Erbarmen, dann macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig, dass ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen. Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: «Jesus Christus ist der Herr» – zur Ehre Gottes, des Vaters. (Phil 2,1-11)
Aus dem Leben des hl. Philipp Neri:
– Wenn Philipp hörte, dass jemand ein Verbrechen begangen hatte, sagte er: „Gott sei Dank, dass ich nicht etwas noch Schlimmeres getan habe.“
– Einmal gab ein Beichtkind dem P. Philipp zu verstehen, dass es doch unerträglich sei, gerade von solchen so ungerecht und hart behandelt zu werden, die ihm zu großem Dank verpflichtet seien. Da gab er zur Antwort: „Wenn ich demütig wäre, würde mir Gott das nicht schicken.“
– Als jemand zu ihm sagte: „Herr Pater, ich hatte die Versuchung zu denken, dass Ihr nicht der seid, für den die Welt Euch hält“, da antwortete er: „Du darfst sicher sein, ich bin ein Mensch wie die andern auch und nicht mehr.“
– Neid und Streitigkeiten hasste Philipp. Alles Negative, was man über ihn sagte, fasste er positiv auf. Eine besondere Abneigung hatte er gegen jede Künstelei – beim Sprechen, in der Kleidung oder worin auch immer.
– Doppelzüngige Menschen konnte er nicht leiden, Lügner waren ihm unerträglich; seine geistlichen Söhne ermahnte er fortwährend, solche Menschen wie die Pest zu meiden.
– Immer zog er andere zu Rate, auch in Angelegenheiten von geringer Bedeutung. Seine Beichtkinder hielt er beständig dazu an, nicht auf sich selber zu vertrauen, sondern den Rat anderer zu hören und so viel wie nur möglich andere um Gebet zu bitten. Er hatte große Freude daran, wenn man ihn gering schätzte oder sogar verachtete.
– Wie der heilige Evangelist Johannes im Alter beständig wiederholte: „Kinder, liebt einander“, so kam auch Philipp immer wieder auf seinen Lieblings-Satz zurück: „Seid demütig; denkt gering von euch selbst.“
– Er sagte auch oft, dass wir uns darüber freuen und Gott danken sollten, wenn wir ein gutes Werk getan haben, und ein anderer es für sich selbst in Anspruch nimmt.
Gebet:
Heiliger Philipp, du bist unser Schutzpatron und Vorbild. Dein Leben war ganz auf Gott ausgerichtet. Darum dachtest du von dir selber sehr gering. Du hast aber nicht auf deine eigenen Verdienste gebaut, sondern einzig der Barmherzigkeit Gottes vertraut. Nicht das, was die Leute von dir dachten oder redeten, war für dich wichtig, sondern für dich zählte nur das, was in den Augen Gottes wertvoll ist. Du wolltest, dass auch deine geistlichen Kinder und Schüler den Weg der Demut gehen, um so vor Gott und den Menschen in der Wahrheit zu stehen.
Gib uns die notwendige Distanz von allen irdischen Dingen, damit wir immer mehr das suchen und schätzen, was in der Ewigkeit wertvoll ist. So wie du, wollen wir uns nicht von Ehrungen und Auszeichnungen blenden lassen oder uns von ihnen abhängig machen. Hilf uns durch dein Beispiel und deine Fürbitte, dass wir nicht falschen Ambitionen verfallen, sondern das Gute und Wertvolle in jedem Menschen sehen und fördern. Uns selber aber mache stark, wenn wir falsch beurteilt oder gar verleumdet werden. Amen.
2. Tag – Mitgefühl und liebevolle Andacht
Wort Gottes:
Wie eine Mutter für ihre Kinder sorgt, so waren wir euch zugetan und wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen, sondern auch an unserem eigenen Leben; denn ihr wart uns sehr lieb geworden. Ihr erinnert euch, Brüder, wie wir uns gemüht und geplagt haben. Bei Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen, und haben euch so das Evangelium Gottes verkündet. Ihr seid Zeugen, und auch Gott ist Zeuge, wie gottgefällig, gerecht und untadelig wir uns euch, den Gläubigen, gegenüber verhalten haben. Ihr wisst auch, dass wir, wie ein Vater seine Kinder, jeden Einzelnen von euch ermahnt, ermutigt und beschworen haben zu leben, wie es Gottes würdig ist, der euch zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit beruft. (1Tess 2,7b-12a)
Aus dem Leben des hl. Philipp Neri:
– In seiner Jugend kam die göttliche Liebesglut oft mit solcher Gewalt über ihn, dass er sich nicht mehr halten konnte, sondern wie im Todeskampf auf der Erde lag und ausrief: „Genug, o Gott, genug!“
– Die innere Flamme der Andacht in Philipp brannte so heiß, dass er oft sogar das Bewusstsein verlor oder sich niederlegen musste, weil er aus Liebe zu Gott krank wurde.
– Auf Gemälden wird Philipp meist in einem roten Gewand abgebildet, was an sein heißes Verlangen erinnern soll, aus Liebe zu Christus sein Blut zu vergießen.
– Seine Hingabe an unsern Herrn und Heiland war so groß, dass er den Namen Jesus stets mit unvorstellbarer Zärtlichkeit aussprach. Das Credo liebte er besonders, und das Vaterunser war ihm so teuer, dass er bei jeder Bitte eine geraume Zeit verweilte und es schien, als könne er nie damit zu Ende kommen.
– Für das allerheiligste Altarssakrament hegte er eine solche Liebe und Verehrung, dass er in kranken Tagen nicht schlafen konnte, bis er kommuniziert hatte.
– Wenn er eine Lesung oder Betrachtung über die Leiden des Herrn hielt, wurde sein Gesicht fast wie Asche, und seine Augen standen voll Tränen.
– Als er einmal krank war, brachte man ihm zu trinken. Er nahm das Glas in die Hand und setzte es an die Lippen; da hielt er plötzlich inne, weinte bitterlich und rief aus: „Du, mein Christus, hast am Kreuz gedürstet, und man gab dir nichts als Essig und Galle zu trinken. Ich aber bin weich gebettet und von vielen Bequemlichkeiten umgeben und so viele Menschen pflegen mich!“
– Dennoch legte Philipp auf die Wärme und Innigkeit seines Empfindens keinen großen Wert. Er betonte, dass Ergriffenheit noch keine Andacht ist und Tränen noch keine Garantie dafür sind, dass ein Mensch im Stande der Gnade sei. Darum dürfen wir auch niemals bloß deswegen jemanden für heilig halten, weil ihm die Tränen kommen, wenn er von religiösen Dingen spricht.
Gebet:
Heiliger Philipp, Gott hat dich so sehr mit seinem Heiligen Geist beschenkt, dass dein ganzes Leben zu einer von Liebe glühenden Antwort darauf wurde. Hilf uns, dass auch unsere Gebete aus einem warmen Herzen kommen. Bewahre uns vor sentimentalen oder gekünstelten Gefühlsausbrüchen, aber auch vor Kälte und Gleichgültigkeit, damit unsere Gebete, Andachten und liturgischen Feiern nicht zur Routine werden!
Durch dein Beispiel und deine Fürbitte entzünde auch unsere Herzen an den Herzen Jesu und Mariens, dass wir fähig und bereit werden, immer tiefer und echter an den Freuden wie auch an den Leiden Gottes und unserer Mitmenschen teilzunehmen. Mache auch unser Beten zu einem Trost für den Vater im Himmel und eine Hilfe für unsere Nächsten in ihren verschiedensten Nöten und Anliegen. Amen.
3. Tag – Beharrliches und inniges Beten
Wort Gottes:
Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet. (Mt 6,5-8)
Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten. (Mt 7,7-11)
Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen, auch für mich: dass Gott mir das rechte Wort schenkt, wenn es darauf ankommt, mit Freimut das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden, als dessen Gesandter ich im Gefängnis bin. Bittet, dass ich in seiner Kraft freimütig zu reden vermag, wie es meine Pflicht ist. (Eph 6,18-20)
Aus dem Leben des hl. Philipp Neri:
– Vor jeder Angelegenheit, und mochte sie noch so geringfügig sein, betete der hl. Philipp. Wenn ihm eine Frage vorgelegt wurde, gab er nicht eher Antwort, als bis er sich gesammelt hatte. Er betete, wenn er zur Ruhe ging und sobald er erwachte, und gewöhnlich schlief er nicht mehr als vier oder höchstens fünf Stunden.
– Es fiel Philipp leichter, über Gott nachzusinnen, als einem Weltmenschen, an die Welt zu denken. Wenn plötzlich jemand in sein Zimmer kam, so traf er ihn oft so tief ins Gebet versunken an, dass er außerstande war, auf eine Anrede oder Frage sofort die richtige Antwort zu geben. Er musste erst ein- oder zweimal im Zimmer auf- und abgehen, bevor er zu sich selber kam.
– Wenn er sich seiner Neigung zum Gebet nur im Geringsten überließ, verlor er sich sogleich in die Beschauung. Man musste ihn daher ablenken, damit diese fortwährende Spannung des Geistes nicht seiner Gesundheit schade.
– Wenn ihm manchmal jemand zu verstehen gab, er habe beobachtet, wie spät Philipp schlafen gehe oder wie früh er sich erhebe, um zu beten, erwiderte er: „Das Himmelreich ist nicht für Faulenzer da.“
– Jenen, die keine langen Betrachtungen halten konnten, riet er, sie sollten das Herz immer wieder in kurzen Stoßgebeten zu Gott erheben, z.B. durch das Wiederholen von: „Jesus, mehre meinen Glauben“, „Jesus, gib, dass ich dich nie beleidige.“
– Philipp führte in vielen der vornehmsten Häuser Roms das gemeinsame Gebet ein. Wenn eines seiner Beichtkinder von ihm eine Unterweisung im Beten erbat, dann erwiderte er: „Sei demütig und gehorsam, und der Heilige Geist wird es dich lehren!“
– Er hatte eine besondere Andacht zur dritten Person der Heiligen Dreieinigkeit und betete täglich mit der heißesten Inbrunst um die Gaben und Gnaden des Heiligen Geistes.
– Er pflegte zu sagen: „Auch wenn unsere Gebete der Erhörung nahe sind, sollten wir nicht nachlassen, sondern so eifrig beten wie zuvor.“
– Den Anfängern empfahl er besonders, eines der vier letzten Dinge zu betrachten und er sagte oft: „Wer nicht bei Lebzeiten in Gedanken in die Hölle geht und sich vor ihr fürchtet, der läuft große Gefahr, nach dem Sterben tatsächlich dorthin zu kommen.“
– Wenn er die Notwendigkeit des Gebetes erklären wollte, dann sagte er manchmal auch: „Ein Mensch ohne Gebet ist wie ein vernunftloses Tier.“
Gebet:
Heiliger Philipp, du, mein heiliger Patron, unterrichte mich durch dein Beispiel und bewirke durch deine Fürbitte, dass ich meinen Herrn und Gott zu allen Zeiten und an allen Orten suche und in seiner Gegenwart lebe. Während sich die „Kinder dieser Welt“ im Hinblick auf irdische Vorteile die Reichen und Vornehmen zum Vorbild nehmen, will ich lieber auf die ewigen Güter schauen. Ich möchte immer wieder Auge, Hand und Herz zum Himmel erheben und von dort erwarten, was ich wirklich brauche.
Meine Freunde sind dort wo meine Heimat ist: im Himmel! Mit ihnen will ich, so wie du hl. Philipp, in ständigem Austausch sein. Ich sehne mich nach der Gemeinschaft mit der Gottesmutter Maria, mit allen Engeln und Heiligen. Bete auch mit mir, wie du einst zusammen mit deinen Beichtkindern gebetet hast, dann wird das Gebet auch für mich zu einer Freude, so wie es damals für sie eine Wonne war. Amen.
4. Tag – Reinheit des Herzens und des Leibes
Wort Gottes:
Selig, die ein reines Herz haben! – Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. (Mt 8,27-30)
Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben. Und solche gab es unter euch. Aber ihr seid rein gewaschen, seid geheiligt, seid gerecht geworden im Namen Jesu Christi, des Herrn, und im Geist unseres Gottes. (…) Der Leib ist aber nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott hat den Herrn auferweckt; er wird durch seine Macht auch uns auferwecken. Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Darf ich nun die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Dirne machen? Auf keinen Fall! Oder wisst ihr nicht: Wer sich an eine Dirne bindet, ist ein Leib mit ihr? Denn es heißt: Die zwei werden ein Fleisch sein. Wer sich dagegen an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm. Hütet euch vor der Unzucht! Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib! (1Kor 6,9-11.14-20)
Aus dem Leben des hl. Philipp Neri:
– Man hat nie von ihm ein Wort gehört, das auch nur im Geringsten gegen strengste Sittsamkeit verstieß; in seiner Kleidung, Haltung und Miene zeigte er dieselbe schöne Tugend.
– Als er noch Laie war, versuchten ihn eines Tages einige schlechte Personen in schamloser Weise zur Sünde zu verführen. Da er sah, dass er nicht entfliehen konnte, fing er an, zu ihnen von der Hässlichkeit der Sünde und der ehrfurchtgebietenden Gegenwart Gottes zu sprechen. Das tat er mit solch offensichtlicher Traurigkeit, mit solchem Ernst und Eifer, dass seine Worte das Herz der Versucher wie ein Schwert durchdrangen. Sie gaben ihre schrecklichen Gedanken auf und wandten sich sogar von ihrem bösen Weg ab.
– Ein andermal wurde er von einigen lasterhaften Menschen, die andere für ebenso schlecht hielten wie sie selbst waren, unter einem Vorwand in ihr Haus eingeladen, denn sie glaubten, er sei in Wahrheit nicht, was die Welt von ihm hielt. Als sie seiner sicher waren, führten sie ihn in eine große Versuchung gegen die Reinheit. Da Philipp die Türen verschlossen fand, kniete er in dieser Bedrängnis nieder und begann mit solch ergreifender Inbrunst und so aufrichtiger himmlischer Beredsamkeit zu Gott zu beten, dass die beiden armen Sünderinnen, die zugegen waren, ihn nicht anzureden wagten. Sie ließen endlich von ihm ab und zeigten ihm selbst den Weg, auf dem er sich entfernen konnte.
– Seine jungfräuliche Reinheit leuchtete ihm aus dem Antlitz. Seine Augen waren selbst in den letzten Jahren seines Lebens so klar und leuchtend, dass es keinem Maler gelang, ihren Ausdruck wiederzugeben. Kaum jemand konnte ihn lange anschauen, denn das Auge fühlte sich von ihm wie von einem Engel aus dem Paradies geblendet.
– Er sagte oft, dieses Laster der Unkeuschheit sei etwas so Schreckliches, dass nichts in der Welt ihm gleichkomme, wirklich gar nichts, nur der böse Geist selbst. Ehe seine Beichtkinder ihr Bekenntnis begannen, sagte er manchmal: „O mein Sohn, ich kenne deine Sünden bereits.“
– Viele Leute gestanden, dass sie von Versuchungen gegen die Keuschheit plötzlich befreit worden waren, sobald er nur seine Hand auf ihren Kopf legte. Die bloße Erwähnung seines Namens hatte die Macht, jene zu schützen, die von den glühenden Pfeilen Satans verfolgt wurden.
– Philipp ermahnte alle, nie auf sich selbst zu bauen, auch wenn sie noch so gute Erfahrungen mit sich selbst gemacht, oder bisher in Tugend verharrt hatten. Er sagte oft: Demut sei die treue Schildwache der Keuschheit; und wer in solchen Fällen gegen andere unnachsichtig sei, werde selber bald fallen. Wenn er jemanden tadelsüchtig oder selbstgewiss und furchtlos sah, gab er ihn verloren.
Gebet:
Heiliger Philipp, du hast mit großem Eifer die weiße Lilie der Reinheit immer unberührt erhalten, so dass dir die Erhabenheit dieser schönen Tugend aus den Augen strahlte. Du sagtest auch, dass man in der Schlacht um die Keuschheit nur als „Feigling“ siegen könne – nämlich durch die Flucht. Erinnere mich daran, wenn unsaubere Bilder, Filme, Mode, Gesellschaft… mich in Versuchung führen wollen.
Erlange mir gemeinsam mit Maria Immaculata und dem hl. Josef vom Heiligen Geist die Gnade echter Demut, Klugheit und Tapferkeit, damit ich all dem aus dem Wege gehen kann, was für mich schädlich ist. Erbitte mir eine so große Wertschätzung der Reinheit, dass ich die Sünde in all ihren Variationen zu hassen, die Sünder aber zu lieben verstehe. Lass mich mutig sein, wenn es darum geht, Zeugnis für die Reinheit abzulegen und gegen den Strom zu schwimmen. Amen.
5. Tag – Das gute Herz
Wort Gottes:
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht. (Mt 11,28-30)
Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten! Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn! (Röm 12,9-11)
Aus dem Leben des hl. Philipp Neri:
– Philipp konnte es nicht ertragen, das Leid mit anzusehen. Obwohl er selber den Reichtum verachtete, wünschte er doch, immer Geld zu haben, um anderen helfen zu können. Notdürftig gekleidete Kinder zu sehen, war ihm unerträglich. Er tat alles, um Kleider für sie zu bekommen.
– Wenn jemand unterdrückt oder unschuldig verfolgt wurde, rührte es ihn besonders. Einmal wurde ein römischer Edelmann eingekerkert, da man ihn fälschlich angeklagt hatte, den Tod eines Menschen verschuldet zu haben. Philipp brachte seine Sache bis vor den Papst, um seine Freilassung zu erlangen.
– Philipp hörte einmal von einigen Zigeunern, die ungerechterweise zu schwerer Arbeit verurteilt worden waren. Er ging zum Papst und erwirkte ihnen die Freiheit. Seine Gerechtigkeitsliebe war so groß wie seine Güte und sein Mitleid.
– Bald nachdem er Priester geworden war, brach in Rom eine große Hungersnot aus. Er erhielt sechs Laibe Brot zum Geschenk. Da er jedoch wusste, dass in demselben Haus ein armer Ausländer lebte, der Mangel litt, schenkte er diesem alle sechs Brote und hatte selbst für den nächsten Tag nur ein Paar Oliven zu essen.
– Eine besondere Vorliebe hatte Philipp für Handwerker, die beim Verkauf ihrer Erzeugnisse Schwierigkeiten hatten. Zwei sehr guten Uhrmachern, die schon alt waren, aber große Familien zu ernähren hatten, gab er einen großen Auftrag, und es gelang ihm, die Uhren unter seinen Freunden zu verkaufen.
– Sein Eifer und seine Freigebigkeit wurden besonders bei armen Mädchen sichtbar. Er sorgte für sie, wenn sie sonst für ihr Auskommen keine Mittel hatten. Manchen verschaffte er Brautausstattungen, und anderen gab er, was sie zur Aufnahme in ein Kloster nötig hatten.
– Zu den Gefangenen war er besonders gut. Er sandte ihnen mehrmals in der Woche Geld. Seine Liebe für verborgene und verschämte Arme kannte keine Grenzen; ihnen gegenüber war er mit seinen Almosen umso freigebiger.
– Arme Studenten waren ein weiterer Gegenstand seines Mitleids. Er sorgte auch für sie, indem er nicht nur für Unterhalt und Kleidung aufkam – er verschaffte ihnen auch Bücher für ihre Studien. Einmal verkaufte er alle seine eigenen Bücher, um einem anderen zu helfen.
– Auch zu Tieren war er sehr liebevoll. Als er einmal sah, dass jemand mutwillig eine Eidechse zertreten wollte, rief er aus. „Grausamer Mensch, was hat das arme Tier dir getan?!“ – Kam ein Vogel ins Zimmer geflogen, so öffnete er das Fenster, dass er nicht gefangen würde.
Gebet:
Heiliger Philipp, dein Herz war durch den Heiligen Geist verwundet von göttlicher Liebe. Du hast zusammen mit Jesus ein Herz gehabt für Gott und für alle Menschen. Besonders hast du Mitleid gehabt, wenn jemand notleidend oder ungerecht behandelt worden war. Wenn jemand in deiner geistlichen Familie unnötige Ausgaben machte, ermahntest du ihn mit dem Hinweis, dass dieses Geld den Armen „gestohlen“ sei. Dein ganzes Erbe und alle Geschenke, die du bekamst, dienten einzig den Bedürftigen.
In dir, heiliger Philipp ist die Güte und Menschen¬freundlichkeit Jesu aufgestrahlt. Erfüllt vom Heiligen Geist hast du mit dem Vater im Himmel, wie auch mit dem gekreuzigten Erlöser mitgefühlt. In der leidenden Natur liebtest du den Schöpfer, und in den verirrten Menschen bist du dem Erlöser begegnet. Stecke uns an mit deiner Liebe zu allen Geschöpfen und lass uns so immer mehr ein lebendiger Lobpreis werden.
6. Tag – Humor und Heiterkeit
Wort Gottes:
Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet! Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind; gewährt jederzeit Gastfreundschaft! Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht! Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! Seid untereinander eines Sinnes; strebt nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig! Haltet euch nicht selbst für weise! Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht! Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! Rächt euch nicht selber, liebe Brüder, sondern lasst Raum für den Zorn (Gottes); denn in der Schrift steht: Mein ist die Rache, ich werde vergelten, spricht der Herr. Vielmehr: Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute! (Röm 12,12-21)
Vor allem, meine Brüder, freut euch im Herrn! Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren. Schließlich, Brüder: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht! Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein. (Phil 3,1.4,4-9)
Aus dem Leben des hl. Philipp Neri:
– Philipp empfing jeden Ratsuchenden mit großem Wohlwollen und nahm ihn, auch wenn er fremd war, mit solcher Liebe auf, als hätte er ihn seit langem erwartet. Wenn er aufgefordert wurde, fröhlich zu sein, war er fröhlich und wenn es darum ging, mit Traurigen Mitgefühl zu haben, war er gleicherweise bereit.
– Bisweilen unterbrach er seine Gebete und nahm an Sport und Spiel der jungen Leute teil. Durch diese Freundlichkeit und Gefälligkeit und durch seine gut gelaunte
Unterhaltung gewann er ihre Seelen.
– Er konnte es nicht ertragen, jemand niedergeschlagen oder in trüben Gedanken zu sehen, weil das geistliche Leben dabei immer Schaden leidet. Wenn er jemand allzu ernst oder betrübt sah, sagte er: „Sei fröhlich!“ Er hatte eine ausgesprochene Neigung zu heiteren Menschen.
– Zugleich war er ein großer Feind jeder Derbheit und Narrheit. Denn ein Possenreißer macht nicht nur keine Fortschritte im religiösen Leben, sondern entwurzelt sogar das Vorhandene. Eines Tages heiterte er im Kreis der Mitbrüder den P. Francesco einfach dadurch wieder auf, dass er sagte: „Komm, wir machen miteinander einen Wettlauf!“
– Seine Beichtkinder empfanden eine solche Freude, wenn sie bei ihm im Zimmer waren, dass sie sagten, Philipps Zimmer sei kein Zimmer, sondern ein irdisches Paradies. Anderen genügte es, nur unter der Türe seines Zimmers zu stehen, ohne ganz einzutreten, um von aller Unruhe befreit zu werden. Viele fanden den verlorenen Frieden wieder, wenn sie Philipp ins Gesicht schauten. Von ihm zu träumen reichte manchen aus, sie zu trösten. Mit einem Wort, Philipp war eine fortwährende Erfrischung für alle, die in Bedrängnis und Traurigkeit waren.
– Nie sah man Philipp melancholisch. Wer zu ihm kam, fand ihn immer mit einem heiteren, lächelnden und doch ernsten Gesicht.
– Wenn er krank war, teilte er mehr Trost mit, als er empfing. Er sprach nie mit veränderter Stimme wie die meisten Kranken, sondern in demselben klangvollen Ton, wie wenn er gesund war. Einmal hatten ihn die Ärzte schon aufgegeben, da sagte er mit dem Psalmisten: „Ich bin bereit und fürchte nichts“ (Ps 118,60). Viermal empfing er die „letzte Ölung“, und immer mit derselben friedlichen und freudigen Miene.
Gebet:
Heiliger Philipp, mein großer Patron und Fürsprecher, du hast die Lehre und das Beispiel des hl. Paulus befolgt, indem du dich stets über alle Dinge freutest. Erlange mir die Gnade einer vollkommenen Hingabe an den Willen Gottes und des Gleichmuts gegenüber den Dingen dieser Welt. Ich möchte immer fester daran glauben, dass alles, was Gott in seiner Güte und Gerechtigkeit zulässt oder schickt, genau das ist, was ich jetzt am meisten brauche und was mich am innigsten mit ihm vereint.
Zusammen mit dir möchte ich immer ein fröhliches Gesicht haben. Und wenn die anderen in meiner Umgebung traurig sind, dann soll in meinem Herzen dennoch der Friede Christi bewahrt bleiben und helfen, die Trauer zu überwinden. Von dir will ich lernen, alle ungute Traurigkeit zu vertreiben. Erbitte mir viel Weisheit und humorvolle Phantasie, dass es mir immer wieder gelingt, für eine gute Stimmung zu sorgen, die Raum für die gegenseitige Liebe gibt, in der Jesus gegenwärtig ist. Amen.
7. Tag – Geduld und Langmut
Wort Gottes:
Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt. (Mt 5,9-12)
Seid voll Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet. Ihr wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll zu einem vollendeten Werk führen; denn so werdet ihr vollendet und untadelig sein, es wird euch nichts mehr fehlen. – Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben. Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung. Jeder wird von seiner eigenen Begierde, die ihn lockt und fängt, in Versuchung geführt. Wenn die Begierde dann schwanger geworden ist, bringt sie die Sünde zur Welt; ist die Sünde reif geworden, bringt sie den Tod hervor. (Jak 1,2-4.12-15)
Aus dem Leben des hl. Philipp Neri:
– Philipp war jahrelang Zielscheibe und Gegenstand des Spottes aller Schmarotzer in den großen Palästen des Adels in Rom, die alles Böse von ihm sagten, das ihnen nur in den Sinn kam, weil sie den Anblick eines guten und gewissenhaften Mannes nicht ertragen konnten.
– Dieses spöttische Gerede über ihn hielt viele Jahre an. Ganz Rom wusste davon; in allen Kauf- und Geschäftshäusern machten diese üblen Nichtstuer Philipp lächerlich. Brachten sie irgendeine Verleumdung über ihn auf, so nahm er es durchaus nicht übel, sondern begnügte sich, ganz ruhig zu lächeln.
– Einmal beschimpfte ihn der Diener eines Adeligen so, dass ein angesehener Mann, der Zeuge war, Hand an den Unverschämten legen wollte. Als er jedoch sah, mit welcher Ruhe und Heiterkeit Philipp den Schimpf aufnahm, bezwang er sich und hielt Philipp fortan für einen Heiligen.
– Bisweilen wurde er von seinen eigenen geistlichen Kindern und sogar von solchen, die ihm zu großem Dank verpflichtet waren, als grober oder verrückter Mensch behandelt. Er ließ jedoch nie die leiseste Empfindlichkeit merken.
– Als er der Obere seiner Kongregation war, riss ihm einmal einer seiner Untergebenen einen Brief aus der Hand. Der Heilige aber nahm die Beleidigung mit unvergleichlicher Milde hin und verriet weder im Blick noch in den Worten die mindeste Erregtheit.
– Geduld war ihm so zur zweiten Natur geworden, dass er nie in Leidenschaft gesehen wurde. Er bezwang das erste Aufwallen einer empfindlichen Regung sofort. Sein Gesicht wurde dann augenblicklich ruhig und nahm wieder sein gewohntes bescheidenes Lächeln an.
Gebet:
Heiliger Philipp, du hast Verfolgung und Verleumdung, Not und Krankheit mit bewunderungswürdiger Geduld ertragen. Du hast dich durch die Grobheiten und Lieblosigkeiten, durch Neid und Eifersucht nicht vom Weg des Glaubens abbringen lassen. Im Gegenteil! Je mehr du verleumdet wurdest, umso mehr hast du geliebt. Alle Angriffe der Gegner waren für dich eine Gelegenheit zum Training in den christlichen Tugenden.
Darum bitte ich dich: Erlange mir die Gnade einer wahren Tapferkeit in allen Prüfungen dieses Lebens. Wie sehr fehlt mir doch noch die wahre Geduld! Ich lasse mich so schnell aus der Ruhe bringen und reagiere beleidigt, anstatt den Fehlern anderer mit Verständnis und Geduld zu begegnen. Hilf mir, dass ich nicht nur lerne, Frieden zu stiften, sondern auch den Streitigkeiten vorzubeugen. Amen.
8. Tag – Sorge um das Heil der Seelen
Wort Gottes:
Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde! Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn. Wenn es mir aber nicht freisteht, so ist es ein Auftrag, der mir anvertraut wurde. Was ist nun mein Lohn? Dass ich das Evangelium unentgeltlich verkünde und so auf mein Recht verzichte. Da ich also von niemand abhängig war, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Den Juden bin ich ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen; denen, die unter dem Gesetz stehen, bin ich, obgleich ich nicht unter dem Gesetz stehe, einer unter dem Gesetz geworden, um die zu gewinnen, die unter dem Gesetz stehen. Den Gesetzlosen war ich sozusagen ein Gesetzloser – nicht als ein Gesetzloser vor Gott, sondern gebunden an das Gesetz Christi –, um die Gesetzlosen zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben. (1Kor 9,16b-22)
Aus dem Leben des hl. Philipp Neri:
– Als junger Priester sammelte er eine Anzahl geistlich gesinnter Personen um sich; sein größter Wunsch war, mit ihnen auszuziehen, um den Heiden in Indien, wo Franz Xaver so Wunderbares leistete, das Evangelium zu verkünden. Er fragte einen heiligmäßigen Beichtvater um Rat. Nur weil dieser ihm erklärte, dass sein „Indien“ in Rom sei, gab er seine Missionspläne auf.
– Er hatte den brennenden Wunsch, die lauen Christen seiner Heimat zu bekehren, und er nahm noch im Alter schwere Bußübungen zu ihrem Heil auf sich. Über ihre Sünden weinte er, als wären sie seine eigenen.
– Mit dem Beistand der Gnade Gottes gelang es ihm, eine unendliche Zahl von Sündern auf den Weg der Heiligkeit zurückzuführen. Viele sagten in der Todesstunde: „Gesegnet sei der Tag, da ich zum ersten Mal dem P. Philipp begegnete!“
– Den Dienst im Sakrament der Buße hielt er für seine besondere Berufung. Um ihm mit allen Kräften gerecht werden zu können, lehnte er jedes andere Amt ab. Vor Tagesgrauen hatte er meist schon einer großen Anzahl von Büßern in seinem Zimmer die Beichte abgenommen. Sobald der Morgen dämmerte, ging er in die Kirche in den Beichtstuhl hinunter und verließ ihn bis zum Mittag nicht, außer um die Hl. Messe zu feiern. Wenn keine Beichtkinder da waren, blieb er doch in der Nähe seines Beichtstuhles, las und betete das Stundengebet oder den Rosenkranz. Bei den Gebeten, wie bei der Mahlzeit brach er sofort ab, wenn Beichtkinder kamen.
– Wegen eines Unwohlseins unterbrach er das Beichtehören nie, außer der Arzt verbot es ihm. Aus demselben Grunde ließ er seine Zimmertüre offen, so dass er von jedem Vorübergehenden gesehen werden konnte.
– Um heranwachsende Jungen sorgte er sich besonders und war sehr bestrebt, sie immer zu beschäftigen, denn er wusste, dass Müßiggang der Anfang aller Laster ist. Bisweilen erfand er eine Arbeit für sie, wenn er sonst keine Beschäftigung für sie wusste. Er ließ sie gewähren, wenn sie um ihn herum Lärm machten, denn er wollte sie vor Versuchungen bewahren. Ein Freund machte ihm einmal Vorwürfe, weil er die Jungen so umhertollen ließ. Da gab er zur Antwort: „Solange sie keine Sünde begehen, mögen sie auf meinem Rücken Holz spalten.“
– Von den Dominikanern hatte er die Erlaubnis erhalten, ihre Novizen zur Erholungszeit (Rekreation) zu sich einzuladen. Er hatte seine Freude daran, sie beim Essen zu sehen und pflegte dann zu sagen: „Esst ohne Bedenken, meine Söhne, denn ich werde satt, wenn ich euch bedienen kann!“ War das Essen vorbei, so ließ er sie im Kreis um sich sitzen, verriet ihnen ihre Herzensgeheimnisse, gab ihnen Ratschläge und ermahnte sie zur Tugend.
– Er hatte eine wunderbare Macht, Kranke zu trösten und sie von Versuchungen zu befreien, mit denen sie der böse Geist verfolgte.
– Mit seinem Eifer für die Rettung der Seelen vereinte Philipp auch immer die Ausübung der leiblichen Werke der Barmherzigkeit. Er besuchte die Kranken in den Spitälern und sorgte für alle ihre Bedürfnisse: Er machte ihnen die Betten, säuberte den Boden und gab ihnen zu essen…
Gebet:
Heiliger Philipp, du hast dich auf Erden immer um das Seelenheil deiner Mitbrüder und aller Menschen bemüht. Steh uns auch jetzt im Himmel mit deiner Liebe bei! Hilf allen deinen geistlichen Kindern und Verehrern, auf dem Weg zur Heiligkeit weiter zu kommen! Deine fürbittende Macht bei Gott und dein Verständnis für unsere Nöte und Gefahren sind jetzt noch größer als zu deinen Lebzeiten auf der Erde.
Wir bitten dich für den Heiligen Vater, für unsere Bischöfe, Priester und alle Mitarbeiter in der Seelsorge: Hilf uns, das Sakrament der Buße und Versöhnung sowie den Dienst der geistlichen Begleitung und der Seelenführung immer mehr zu schätzen und einzusetzen. Lass uns dabei immer den ganzen Menschen im Herzen haben, damit wir sehen, was jeder an Leib, Seele und Geist am meisten braucht. Amen.
9. Tag – Gaben und Charismen
Wort Gottes:
Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem andern durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem andern – immer in dem einen Geist – die Gabe, Krankheiten zu heilen, einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetisches Reden, einem andern die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenrede, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten. Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will. Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. (1Kor 12,5-14)
Aus dem Leben des hl. Philipp Neri:
– Es gefiel Gott, Philipp während seinem ganzen Leben häufig mit Ekstasen, Verzückungen und Visionen zu beschenken. So konnte er viele unaussprechliche Geheimnisse Gottes durchdringen und die wunderbaren Fügungen seiner Vorsehung erkennen.
– Er hatte den Trost, in Visionen viele Seelen, besonders die seiner Freunde und Beichtkinder, auf dem Weg zum Himmel zu sehen.
– Philipp war kraft seiner Heiligkeit und Erfahrung fähig, zwischen wahren und falschen Visionen zu unterscheiden. Er warnte alle mit großem Nachdruck, sich nicht täuschen zu lassen, was sehr leicht möglich und oft wahrscheinlich sei.
– Philipp ragt unter den Heiligen auch durch die Gaben hervor, die Zukunft vorauszusehen und in den Herzen zu lesen. Er sagte den Tod mancher Menschen oder die Genesung anderer voraus; vielen offenbarte er den zukünftigen Lebenslauf, Kinderlosen die Geburt von Kindern, oder er gab vor der Wahl an, wer Papst werde. Auch hatte er die Gabe, zu sehen, was in der Ferne geschah, und wusste, was im Geiste seiner Beichtkinder oder anderer in seiner Umgebung vorging.
– Er wusste, ob seine Beichtkinder ihre Gebete verrichtet und wie lange sie gebetet hatten. Wenn sie sich unterhielten und in das Gespräch etwas einfloss, was unrecht oder gefährlich war, sagten viele von ihnen: „Wir müssen aufhören, denn Pater Philipp wird es herausfinden.“
– Einmal kam eine Frau zu ihm zur Beichte; in Wirklichkeit aber wünschte sie ein Almosen. Da sagte er zu ihr: „In Gottes Namen, gute Frau, geht fort; hier gibt es kein Brot für Euch“, und nichts vermochte ihn zu bewegen, ihre Beichte zu hören. Ein andermal kam ein Mann zur Beichte und konnte nicht sprechen, sondern begann zu zittern. Als er von P. Philipp gefragt wurde, sagte er: „Ich schäme mich“, denn er hatte eine sehr hässliche Sünde begangen. Da erwiderte Philipp freundlich: „Hab keine Angst, ich will dir sagen, was es war“ – und zu des Büßers großem Erstaunen sagte er es ihm genau.
– Fast ebenso wunderbar war sein Charisma, zu heilen und die Gesundheit wieder herzustellen. Er linderte das Leiden durch die Berührung seiner Hand und das Zeichen des Kreuzes. So heilte er manchmal Krankheiten augenblicklich, entweder dadurch, dass er betete oder auch dadurch, dass er der Krankheit befahl zu weichen. Diese Gaben waren so allgemein bekannt, dass kranke Menschen Kleidungsstücke, Schuhe oder ausgefallene Haare von ihm zu bekommen suchten, und Gott heilte viele auf diese Weise.
Gebet:
Heiliger Philipp, schlimmer als alle körperlichen Leiden sind die Wunden und Krankheiten unserer Seele. Aber Du, unser geliebter Patron, kannst jetzt durch dein Beispiel und deine Fürbitte für Leib und Seele noch mehr tun, als du auf der Erde für jene getan hast, die ihre Zuflucht zu dir nahmen. Lass uns aber nie vergessen, dass die Sorge um unser ewiges Heil wichtiger ist, als die Gesundheit des Leibes.
Auch in unseren Tagen schenkt Gott vielen Menschen auffällige Charismen. Bewahre uns, heiliger Vater Philipp, vor Neugierde und Sensationslust. Lass uns nicht nach besonderen Gaben streben, sondern nach der Einheit mit Gott, dem Geber aller Gaben. Die außerordentlichen Charismen wollen wir aber dankbar und demütig annehmen, um mit ihnen nicht uns selber, sondern ausschließlich dem Reiche Gottes zu dienen. Amen.
(aus: Aufhausener Marienlob, 123-151)
Vortrag über Heilung und Befreiung beim hl. Philipp Neri
Aus dem Leben des hl. Philipp
Der Beichtvater Philipps schaffte es schließlich, Philipp Neri davon zu überzeugen, dass er als Priester doch noch viel mehr für die Ärmsten der Armen tun könne, nämlich für die seelisch Verirrten und Belasteten. Nach den Studien und der Weihe ließ er sich jedoch nicht in die üblichen Strukturen und Aufgaben der Geistlichkeit einspannen, sondern konzentrierte sich ganz und gar auf die Mitte des Glaubenslebens, nämlich auf die geistliche Begleitung im sakramentalen Dienst der Umkehr und Versöhnung. Zur Nacharbeit und Vertiefung dessen, was im Beichtgespräch begonnen hatte, lud er seine Pönitenten zu Glaubensgesprächen, Bibelgruppen und Katechesen ein, aus denen sich dann das Oratorium entwickelte. Und er verlangte von seinen Jüngern nicht nur Gebet und Glaubenswissen. Ob gebildet, aus vornehmem Hause oder aus ganz schlichten Verhältnissen – alle schickte er auch zu den Kranken und Hilfsbedürftigen, damit der Glaube vollständig wird und sich nicht in Andachten und frommen Sprüchen erschöpft. Aber auch selber fand er immer wieder Zeit, um Krankenbesuche zu machen und die „Güte und Menschenfreundlichkeit“, die in Christus erschienen ist (Tit 3,4), in die Trostlosigkeit der Kranken hineinscheinen zu lassen. Oft drücke er die Verzweifelten einfach an sein glühendes, vom Heiligen Geist erfülltes Herz. Sehr deutlich kommen da die verschiedensten Charismen zum Vorschein, z.B. das der Heilung, der Seelenschau und der Prophetie. Je tiefer er in die Einheit mit Gott hineinwuchs, umso stärker zeigte sich auch die geistliche Vollmacht, auch die Mächte der Finsternis zu besiegen. Dort, wo gewöhnlich Exorzisten nicht mehr weiterkamen, rief man Philipp um Hilfe an. Seine Heiligkeit war mächtiger als das Rituale!
Besonders in diesem Jubiläumsjahr wird unsere Aufmerksamkeit wieder stärker auf den „zweiten Apostel Roms“ gelenkt, der weder als Mensch, noch als Christ, als Reformator oder als Heiliger kaum mit anderen Größen der Kirchengeschichte vergleichbar ist. Einmal missversteht man ihn als „Spaßvogel Gottes“ – dann wieder muss er als Vorkämpfer gegen das Papsttum der Renaissance herhalten. Er leistet den kirchlichen Behörden Gehorsam bis zur Selbstverleugnung und gleichzeitig dient er als Beichtvater von Päpsten! Es ist eine sympathische Figur, die sogar einen Goethe begeistern konnte, ein Förderer von Musik und Wissenschaft. Und doch steht man bei ihm auch vor vielen Rätseln. Vor allem sein Umgang mit den dämonischen Phänomenen scheint heutzutage für viele unangenehm, ja peinlich zu sein. Man verdrängt diesen Bereich lieber oder verniedlicht ihn. Zum Beispiel:
Moderner Umgang mit Philipp Neris Charisma der Befreiung
Es finden sich in der sonst so wertvollen Arbeit von Paul Türks nur zwei kurze Andeutungen über die Befreiung von dämonischen Geistern. Dabei distanziert sich aber der Autor selber sofort vom Glauben an gefallene Engel. Als er vom Sterben des Persino Rosa berichtet, der der Beichtvater Philipps war, da heißt es nur kurz: Als sein Leben zu Ende ging, wurde er von Ängsten und „einem schwarzen Hund“, in dem er den bösen Feind sah, heimgesucht. Als Philipp kam, fand er seinen Frieden (und rief:) „Gott sei Dank, der Hund läuft weg. Sieh, er ist schon an der Tür“ (PT 83). Der Mangel an Glauben an die Existenz personaler böser Geister wird noch deutlicher bei einem Bericht über Sterbehilfe für einen gewissen Gabriele Tana (PT85). Dieser hatte einen sehr unruhigen Todeskampf. Er fühlte sich von allen Gebeten abgestoßen und klammerte sich an sein Leben. Wiederum mit persönlicher Distanzierung schreibt dann Türks: Die Anwesenden sahen hinter dem Unvermögen seines Wollens teuflische Mächte am Werk. Philipp wurde gerufen, und er sprach mit ihm. Und plötzlich löste sich die Verzweiflung in ein friedliches Lächeln. Der schwarze Hund, den auch er gesehen hatte, und der ihn mit Angst terrorisiert hatte, zog ab, und der Kranke rief, ich habe gesiegt (…) es (ist) verständlich (schreibt Paul Türks weiter), dass die Zeitgenossen Philipps bei dem Drama des Todes von Tana mehr sahen als nur das Charisma Philipps, den Sterbenden Frieden zu bringen. Für die Zeitgenossen hatte Philipp in jener Stunde auch mit den Mächten der Finsternis gekämpft und sie besiegt.
Mehr berichtet Türks nicht von der Tätigkeit Philipp Neris als Exorzist. In der gekürzten Ausgabe von Baccis Werk nimmt dieses Thema immerhin ein ganzes Kapitel ein. Doch bevor wir darauf näher eingehen, noch ein kritischer Hinweis auf ein vor kurzem im Verlag Be&Be erschienenes Buch mit dem Titel: „Das Leben des heiligen Philipp Neri in Anekdoten“. In diesen kurzen Berichten, die an die Fioretti des hl. Franz von Assisi erinnern, kommt der Teufel zwar ungeniert des Öfteren vor. Aber der Erzählstil der einzelnen Episoden erinnert eher an Grimms Märchen als an Erfahrungen mit dem real existierenden Bösen. Schon die Bezeichnung „Anekdoten“ im Titel des Buches nimmt dem Werk die Glaubwürdigkeit eines historischen Berichtes. Hier geht alles ineinander über: Erzählung und Phantasie, romantische Stimmungsmache und Erfahrungsberichte, die immerhin beim Prozess für die Heiligsprechung unter Eid festgehalten wurden. Ich habe den Eindruck, dass dieses Buch ein gutgemeinter Versuch ist, der aber letztlich von Philipp Neri mehr weg- als zu ihm hinführt.
Philipp Neri als Exorzist
Eine junge Frau namens Katharina (…) wurde zu ihm gebracht, damit er über sie bete. Obwohl das Mädchen gar keine höhere Bildung hatte, so sprach sie doch griechisch und lateinisch, wie wenn sie jahrelang studiert hätte, und besaß eine so überirdische Stärke, dass mehrere starke Männer sie nicht zu halten vermochten.
Diese zwei Phänomene, die Sprachenkenntnis und die ungewöhnliche Körperkraft sind ganz typisch in der Erfahrung der Exorzisten. Hinzu kam anormale Kenntnis entfernter Dinge:
Jedes Mal, sooft der hl. Philipp damit beginnen wollte, über sie zu beten, hatte sie ein Vorauswissen davon und sagte: „Nun schickt jener Priester nach mir“, und dann floh sie und versteckte sich in verschiedenen Winkeln des Hauses, und es war sehr schwer, sie in die Kirche zu bringen. Eines Tages, als ihre Freunde sie in die Kirche der Florentiner führten, um sie befreien zu lassen, fing Philipp an – gerührt von Mitleid für sie und ihre Angehörigen – mit außerordentlicher Inbrunst für sie zu beten. Der Teufel wurde sogleich überwunden und Katharina war befreit. Sie kehrte dann in ihre Heimat zurück und wurde nie wieder von bösen Geistern belästigt.
Ein weiterer Fall berichtet von der Römerin Lucrezia Cotta, die jahrelang durch böse Geister gelitten hat und unter besonderen Schmerzen in der Herzgegend litt, sowie durch starke Verdrehung der Augen wodurch sie fast erblindete. Wörtlich heißt es (BA 58):
Der Schmerz in ihrem Herzen war so groß, dass ihr Pfarrer wiederholt den Eindruck hatte, dass sie sterben würde und ihr die letzte Ölung spendete. Manchmal war es ihr, als ob man ihr das Herz aus dem Leib herausreißen würde, und dies verursachte so heftige Zuckungen, dass mehrere Frauen sie zeitweise nicht festhalten konnten, und wenn dies vorüber war, lag sie da wie eine Leiche. Infolge davon konnte sie weder essen noch schlafen, noch irgendwie Ruhe finden, so dass sie so schwach wurde, dass sie nicht stehen oder gehen konnte, ohne von anderen gestützt zu werden.
Als Lucrezia in solch jämmerlichem Zustand bei P. Philipp zur Beichte kam, wurde dieser von großem Mitleid bewegt. Er ließ sie hinknien, legte die Hände auf Augen und Herz und betete eine Zeit lang. Zunächst wurde sie nur von den Herzschmerzen befreit. Als sie nach einiger Zeit wieder zur Beichte kam, legte Philipp wieder betend die Hände eine Weile auf die Augen. Doch welche Überraschung:
Als er sie wegnahm, fing sie zu schreien an: „Ach, Pater, ihr habt mich jetzt ganz blind gemacht!“ Der Heilige lächelte und sprach: „Fürchte dich nicht, du wirst nicht erblinden.“ Wie wunderbar – eine Stunde später schien ein Schleier plötzlich von ihren Augen zu fallen; sie sah deutlich und die Pupillen ihrer Augen kehrten wieder in ihre rechte Lagen zurück!
In diesem Beispiel zeigt sich, wie sehr Heilung und Befreiung miteinander verknüpft sein können. Der Beichtvater hat keinerlei Rituale benutzt. Er betete voll Liebe und Mitleid. Es zeigte sich, dass das Gebet nicht sofort zur Gänze erhört wurde. Nachdem zunächst die Herzschmerzen weggenommen wurden, war für die Befreiung und Gesundung der Augen noch weiteres Gebet nötig. Vermutlich ging es auch darum, dass Lucrezia auch in ihrem geistlichen Leben Fortschritte machen sollte. Manchmal kann man erleben, dass bedrängte Menschen um Gebet bitten, um ihre Probleme loszuwerden. Aber an eine innere Umkehr und Vertiefung des Glaubenslebens denken sie gar nicht. Sie wollen nur von ihren Schmerzen frei werden. Vielleicht musste auch deshalb Lucrezia erst wiederholt zur Beichte kommen, bevor sie geheilt wurde. Beachtlich ist auch an diesem Beispiel, dass sie zunächst den Eindruck hatte, völlig erblindet zu sein, bevor sie dann die völlige Sehkraft wieder zurückbekam, während P. Philipp sofort wusste, dass sie befreit und geheilt war.
Ein weiteres Beispiel berichtet von einer stark dämonisch belasteten Dame aus einer fürstlichen Familie in Deutschland (BA 59). Die Exorzisten, die sich um sie bemühten, kamen zu keinem vollen Erfolg, obwohl das Holen von kostbaren Reliquien starke Reaktionen bei der Besessenen hervorriefen. Darum rief man den hl. Philipp. Dieser war von Mitleid zu ihr gerührt und durch die Bitten der Umstehenden bewogen, näherte er sich ihr, obwohl mit großem Widerstreben. Er zwang den bösen Geist, ihm zu sagen, an welchem Tage er sie verlassen werde. Der Heilige wandte sich dann zu den Anwesenden und sagte: „Ich muss euch sagen, dass diese Dame noch nicht befreit ist, und zwar wegen der Ungläubigkeit einer Person, die hier gegenwärtig ist. Aber morgen wird der böse Geist sie ganz sicher verlassen.“ Was dann auch geschah. An diesem Beispiel wird deutlich, dass jeder Fall von Besessenheit oder dämonischer Belastung anderes ist. In einem Fall können bestimmte Gebetsformeln oder heilige Zeichen unmittelbar die völlige Befreiung bewirken. Ein anderes Mal bewirken dieselben Methoden vielleicht nur ein Gequält-werden der bösen Geister. Nachdem hier die üblichen Methoden zu keinem vollen Ergebnis gelangten, rief man Philipp, von dem man wusste, dass er für diesen Bereich ein besonderes Charisma besaß und selber ganz in Gott lebte. So wurde deutlich, dass in diesem Fall die Gegenwart einer ungläubigen Person das Hindernis war. Diese bildete gleichsam für die Ungeister einen Schutzschild. Philipp entdeckte das durch die Befragung im Namen Jesu. Am nächsten Tag, an dem die Befreiung voll gelang, war offensichtlich die ungläubige – vermutlich neugierige – Person nicht mehr gegenwärtig. Ganz allgemein stellt dann Bacci nach einigen weiteren Beispielen fest:
…der Stolz des Teufels konnte die Herrschaft Philipps über ihn keineswegs ruhig ertragen, und wenn der Heilige ihn zwang, entweder aus einer Person auszufahren oder zu schweigen, so gab der Böse immer ein Zeichen des Trotzes und der Wut gegen den Heiligen von sich.
Es sind aber nicht nur die unangenehmen Erfahrungen im Umgang mit dem Bösen, die Philipp sehr zurückhaltend machten, wenn von Fällen der Besessenheit berichtet wurde. Dazu sagt sein Biograph: Obwohl Gott dem hl. Philipp die Gabe gegeben hatte, Besessene zu befreien, so übte er sie doch sehr selten aus und nur, wenn er gleichsam dazu gedrängt wurde, denn er sagte, man solle nicht so voreilig glauben, dass eine Person wirklich besessen sei, oder sich durch jedes kleine Anzeichen verführen lassen … (BA 60). Diese Bemerkung ist ein beachtliches Zeugnis für die reiche Erfahrung dieses großen Seelsorgers. Vermutlich haben auch damals bisweilen gewisse unerfahrene Geistliche gerne den prickelnden Kampf mit den Mächten der Finsternis aufgenommen. Es ist ja doch recht spannend zu erleben, wie der Böse im Namen Jesu letztlich weichen muss, wenn er sich auch zunächst mit allen Kräften wehrt und jammert. Philipp weiß wohl auch aus Erfahrung, dass sich manchmal psychische Probleme hinter Verhaltensweisen verbergen, die oberflächlich gesehen echter Besessenheit ähneln. Darum heißt es in der Biographie Baccis weiter: … man solle nicht voreilig glauben, dass eine Person wirklich besessen sei, weil die Körperbeschaffenheit und das Temperament oft ähnliche Wirkungen hervorbringen, z.B. Trübsinn, Schwäche des Kopfes und dergleichen. Bei Frauen kommt dasselbe manchmal auch vor, infolge einer überspannten Einbildungskraft oder aus besonderen körperlichen Leiden, ja sie stellen sich sogar manchmal besessen aus verschiedenen Absichten.
Diese Hinweise muten sehr modern an – sind aber Erfahrungen bereits aus alter Zeit. Philipp Neri ist durchaus kritisch und vorsichtig in seiner Diagnose. Er hat im Beichtstuhl und am Krankenbett … viel erfahren. Aber er schüttet das Kind nicht mit dem Bade aus. Vielmehr fordert er Unterscheidung. Auch dazu finden wir Beispiele:
Einst wurde zum Pater Nikolaus Gigli ein Mädchen gebracht, die, wie ihre Verwandten behaupteten, besessen war. Denn sie ging in der Nacht schreiend im Hause umher, zerbrach das Geschirr, brachte alles, woran sie Hand anlegen konnte, in Unordnung und beging alle möglichen Tollheiten. Der Fall wurde dem Heiligen beschrieben, und man bat ihn, sie zu besuchen. Er ging hin und sah sogleich, dass es lauter Bosheit war, worauf er den Bruder des Mädchens rufen ließ und zu ihm sagte: „Wenn du deine Schwester kurieren willst, so gib ihr eine tüchtige Tracht Prügel sooft sie ihre Verrücktheiten anfängt. Dies wird sie wieder in Ordnung bringen.“ Ihr Bruder befolgte diesen Rat, und das Mädchen bekannte bald, dass sie keinen bösen Geist bei sich habe, und dass alles Lug und Trug gewesen sei von Anfang bis zum Ende (BA 60).
Ja, es kommt auch heutzutage vor, dass Pönitenten gerne zu langen Beichtgesprächen gehen, weil sie endlich jemanden gefunden haben, der ihnen zuhört, der sich um sie kümmert und gütig ist, während man daheim hauptsächlich Streit und Grobheit erfährt. Das muss man verstehen und bis zu einem gewissen Grade mit Geduld ertragen. Aber die Bereitschaft zur Umkehr und zum geistlichen Wachstum muss sich unbedingt einstellen, sonst hat alles Bemühen keinen Sinn und kann sogar in zusätzliche Ablehnung umschlagen. Selbstverständlich kann man den Rat, den Philipp dem Bruder dieses Mädchens gab, nicht einfach kopieren. Solche Methoden sind zu sehr zeitgebunden. Aber das Rituale für den Befreiungsdienst hilft auch nicht, wenn es an den Grundlagen einer gesunden Erziehung fehlt. Das folgende Beispiel zeigt ebenfalls, dass man manchmal eine tiefe geistliche Erfahrung und Beziehung zu Gott besitzen muss, um wirkliche dämonische Belastung von psychischen Krankheiten zu unterscheiden:
Ein anderes Mal wurde eine Frau Namens Sidera von Sabina nach Rom gebracht. Jedermann hielt sie für besessen. Eines Morgens, als ihre Verwandten sie nach St. Peter mitnehmen wollten, um den päpstlichen Segen zu erhalten, sprang sie fort und stürzte sich in einen Brunnen. Weil aber mehrere Personen in der Nähe waren, so wurde sie wieder herausgezogen, ohne viel Schaden zu nehmen. Sie nahmen sie mit zum Segen und führten sie später mehrmals in die Kirche Spirito Santo, um sie von einigen Priestern, die dort waren, exorzieren zu lassen. Alles war vergebens. Endlich riet man ihren Freunden, sie zum hl. Philipp zu bringen. Sobald er sie gesehen und für sie gebetet hatte, sagte er zu ihren Freunden: „Sie ist nicht besessen, sie ist psychisch krank. Habt also Geduld mit ihr und fügt ihr kein Leid mehr zu“ (BA 61).
Zum Abschluss dieses Kapitels über den Kampf mit dem Bösen findet sich noch ein ganz wichtiger Hinweis Philipps für seine Schüler. Zunächst wird wiederholt, dass man nicht leichtgläubig sein soll, wenn behauptet wird, dass jemand besessen sei. Wenn aber feststeht, dass es sich um einen ernsten und echten Fall handelt, dann gilt: … nie eine Frau exorzieren, außer öffentlich in der Kirche und in Gegenwart von sieben oder acht Zeugen, wegen der vielen ernsten Gefahren und Verdächtigungen, die bei solchen Gelegenheiten entstehen (BA 61).
Wir sehen an dieser Ermahnung, mit wieviel Erfahrung und Klugheit der hl. Philipp an den Befreiungsdienst heranging und auch andere anleitete. Viel wichtiger aber als dieser Kampf um die Befreiung vom Bösen ist etwas anderes, nämlich die Seelenführung und geistliche Begleitung. Wer sich ernsthaft bemüht, sein Leben nach dem Evangelium auszurichten, der gewinnt einen übernatürlichen Schutz. Sein geistliches Immun-System wird gestärkt, so dass der Teufel gar keinen „Landeplatz“ findet. Es können Angriffe kommen wie bei einem hl. Pfarrer von Ars oder beim hl. Pater Pio, aber eine wirkliche Besessenheit hat normaler Weise keine Chance. Darum soll nun im abschließenden Kapitel noch darauf eingegangen werden, wie der heilige Philipp seine Jünger erzogen hat, so dass ein fast heidnisches Rom wieder christlich wurde.
Die Gabe der Heilung bei Philipp Neri
In Philipps Gegenwart spürten die Menschen eine besondere Nähe Gottes. Das zog so viele Suchende an, die er nicht nur zum Nachdenken brachte. Durch das Wort Gottes, die Geistliche Begleitung und das Sakrament der Buße führte er viele hin zu Christus. Einmal erzählte ihm ein junger Mann von den Träumen seiner Zukunft und Karriere: Er studierte jetzt und hoffte, bald fertig zu sein. „Und dann?“ fragte Philipp. „Dann werde ich wohl Anwalt.“ „Und dann?“ „Dann werde ich viel Geld verdienen und mir einen Namen machen.“ „Und dann?“ „Dann werde ich heiraten und eine Familie haben.“ „Und dann?“ Dann kamen die Antworten langsamer und stockender, weil dann ja das Ende kommt. Und Philipp zog ihn an sich und fragte kaum hörbar: „Und dann?“ – Das war immer noch so: Wer sich mit Philipp einließ, der konnte nicht bleiben wie er war (PT 81f).
Bei Philipp Neri ging alles ineinander über: Gebet und praktische Hilfe, Krankenbesuch und Predigt, Seelenführung und Organisation der Wallfahrten zu den sieben Hauptkirche Roms … Heute würden wir das „neue Evangelisierung“ nennen. Das Wort Gottes war die Haupt-Quelle für die entstehende geistliche Familie des Oratoriums. Auch das Leben der Heiligen und das Studium der Kirchenväter brachten die Neubekehrten näher zu Christus. Philipp liebte schon als Kind das Gebet und je mehr er von Gott erfasst wurde, umso kindlicher wurde sein Beten. Das sprechen mit Gott war für ihn keine Pflichtübung, sondern viel mehr ein Sich-in-die-Arme-Gottes-werfen. Diese vertrauensvolle Geste eines Kindes, das sich von seinen Eltern geliebt weiß, kennzeichnete den Alltag dieses so außergewöhnlichen Heiligen. Wer sich Philipp näherte, erfuhr die Liebe Gottes und diese Erfahrung sollte das Wichtigste sein z.B. auch beim Empfang des Buß-Sakramentes. So wundert es nicht, dass er immer mehr Menschen anzog und so eine echte Reform der Kirche bewirkte. Philipp kämpfte aber als Seelsorger nicht so sehr gegen die Auswüchse seiner Zeit, z.B. im Bereich der Mode. Seine damals gar nicht typische Seelsorgemethode kommt in seinem folgenden Rat für die Beichtväter zum Ausdruck: „Man muss nur mit Güte versuchen, den Menschen ganz allmählich ein wenig vom Geist der Liebe zu Gott einzuflößen, denn dann wird dieser von sich aus bewirken, was der Beichtvater beabsichtigte“ (PT 156).
Diese heilsame und heilende Seelsorge des hl. Philipp hatte ihre Quelle. Sie entsprang der eigenen Erfahrung der Liebe Gottes, die ihn so zum Überfließen brachte. Darum wiederholte er oft: „Was Not tut, ist, sich ganz Gott hinzugeben. Wer etwas anderes will als Christus, weiß nicht, was er will; wer etwas anderes sucht als Christus, weiß nicht, was er wünscht; wer arbeitet und nicht für Christus wirkt, der weiß nicht, was er tut“ (PT 156).
Nur weil Philipp Neri sich selber ganz Gott übergeben hatte, konnte er für so vielen Menschen Heilung bringen, Heilung für Leib, Seele und Geist. Das war die Quelle für die Erneuerung Roms in der Zeit der Renaissance, als die öffentliche Moral total vernichtet schien. Und dasselbe ist auch m.E. die Quelle, die uns ebenso für die Umkehr vieler Menschen in unserer Zeit anvertraut ist.
Aber schauen wir jetzt noch etwas tiefer in das Wesen dieser großen Liebe. Was machte sie so rein und stark? Auch Philipp Neri musste durch große Prüfungen hindurchgehen – nicht nur im Hinblick auf die Menschen seiner Umgebung, die ihn oft nicht verstanden, sondern auch grob verspotteten. Schmerzlicher noch waren die Hindernisse, die ihm von Seiten der kirchlichen Obrigkeit in den Weg gelegt wurden. Es kam sogar zu einem zeitweiligen Verbot, den Dienst im Beichtstuhl zu tun, was diesem Apostel des Beichtstuhles besonders schmerzte. Aber die wirklich Heiligen gehen in solchen Prüfungen nicht unter, sondern sie gewinnen durch das Leiden eine noch stärkere Kraft und Ausstrahlung. Sein übernatürliches Denken zeigt sich z.B. in folgender Bemerkung, als ihn wieder ein Unrecht von kirchlicher Obrigkeit traf: „Gott will mich demütig und geduldig machen. Ihr sollt wissen, dass die Verfolgung aufhören wird, wenn sie die Frucht gebracht hat, die Gott will (PT 92). Der hl. Philipp hatte eine tiefe Beziehung zu Jesus im Geheimnis des Kreuzes. Liebe und Leiden waren für ihn untrennbar. Er wusste und erlebte immer wieder, wie eins ins andere übergehen kann und beides sich gegenseitig steigert. Folgendes Zitat erinnert uns an die „vollkommene Freude“ eines hl. Franz von Assisi: „Wer Gott wahrhaft liebt, wird sich nichts so sehr zu Herzen nehmen, als wenn er keine Gelegenheit hat, Schmerzen für ihn zu ertragen. Denn wenn man keinen Kummer hat, ist das der größte Kummer für einen Diener Gottes (B 56). Spätestens an dieser Stelle „verrät“ der hl. Philipp das Geheimnis seines heilenden und befreienden Charismas. Gleichzeitig kommt hier auch die Quelle seiner Freude zum Ausdruck. Nach außen weckte er oft den Eindruck, ein origineller Spaßvogel zu sein. Doch das war mehr ein Ablenkungs-Manöver. In Wirklichkeit kam seine tiefe und unbesiegbare Freude aus der Demut. Diese war seine „liebende Antwort auf die Erfahrung der Gottesliebe“ (PT 159). Gott war für ihn alles – er selbst hielt sich für unwichtig. So konnte er im Gehorsam seine Demut vollenden, in jenem Gehorsam, den er den kürzesten Weg zur Vollkommenheit nannte. Diese innere Freiheit von sich selbst und von allem Etwas-haben-und-sein- wollen, ist die Quelle seines Humors in der übernatürlichen Freude.
Es ist erstaunlich, wie modern der hl. Philipp Neri ist. Er, der ganz für Gott leben wollte, wird ein Diener der Menschen, mit denen er dann zusammen zu Gott hinfindet. Seine Seelsorgemethode besteht darin, den Menschen die Liebe Gottes erfahren zu lassen. Das macht sie frei und gesund, denn wir sind aus Liebe und für die Liebe geschaffen. Wer das von Philipp Neri übernimmt, wird davor geschützt sein, bei den Gebeten und Bräuchen des Befreiungsdienstes in magische Formeln und Rituale abzugleiten. Denn die stärkste Verteidigung gegenüber dem Versucher und die wirksamste Waffe im Kampf um Heilung und Befreiung ist die demütige Gottverbundenheit jener, die sich bemühen, den Bedrängten beizustehen.
Abkürzungen:
PT = Paul Türks, Philipp Neri-Prophet der Freude, München – Zürich – Wien, 2007
BA = Pietro Giacomo Bacci, Der heilige Philipp Neri – Sein Leben und seine Tugenden, Regensburg 2013, S. 57-61
(W. Wermter, Reisbach 2015)